Auf ein Wort:
„Das Stiftungsgespräch“

Stiftungsgespräch

Stiftungsgespräch mit unserem Gründer und Stifter Senator h.­c. Rudi Häussler und Prof. Dr. Rüdiger Grube anlässlich seines 95. Geburtstages

Grube: Lieber Rudi, erst einmal einen herzlichen Glückwunsch zu deinem ganz besonderen 95. Geburtstag. Wir wünschen dir von ganzem Herzen alles Gute, vor allem Gesundheit, und weiterhin die Leidenschaft, die du für die Stiftung der Semperoper immer wieder aufs Neue entfaltest!

Häussler: Herzlichen Dank! Ja, ich empfinde es als ein ganz besonderes Geschenk unseres Herrn, dass ich diesen Geburtstag im kleinen Kreis meiner Familie und Freunde feiern durfte. Als besonderes Geschenk habe ich meinen Besuch am 29. und 30. April zum Stiftungswochenende in Dresden empfunden. Ganz besonders hat mir die Aufführung "La Boheme" in der Semperoper am 29. April gefallen. Leider musste ich am 30. April zurück in die Schweiz und konnte die Premiere von "L'Orfeo" mit Rolando Villazon nicht mehr erleben. Ich habe mir aber von der einmaligen Premiere berichten lassen. Es muss großartig gewesen sein.

Grube: Ja, das stimmt. Ich habe die Premiere miterleben dürfen, sie hat mich schlichtweg begeistert. Das war wirklich ein einmaliges Erlebnis und für unsere Kuratorinnen und Kuratoren sowie die Stiftungsratsmitglieder ein einzigartiger Abend.

Aber zurück zu dir. Woher nimmst du die Leidenschaft für die von dir im Jahr 1992 gegründete Stiftung?

Häussler: Das hängt eng mit meiner Jugend zusammen. Als sechzehnjähriger Schüler wurde ich als Flakhelfer 1944 in den Krieg an die schwer umkämpfte Ostfront nahe Krakau befohlen. Unser Zug wurde vor Dresden von der Roten Armee angegriffen. Damals habe ich Dresden – zu dem Zeitpunkt noch unversehrt – das erste Mal gesehen und war von der blühenden Stadt und der weltbekannten Semperoper sehr beeindruckt.

Nach meiner dramatischen Flucht 1945 an die damalige Westfront mit anschließender amerikanischer Kriegsgefangenschaft, zurück in die Freiheit, hat das Ganze mein Leben verändert und geprägt. Ich erinnere mich genau daran, wie ich Zugang zum Helfen für in Not geratene Menschen bekommen habe. Zum ersten Mal übernahm ich Verantwortung in Situationen, die einst nur Familienmitgliedern vorbehalten war. Blindes Verständnis und Vertrautheit hat mich ein Leben lang zum Verbündeten von Menschen gemacht.

Sofort nach der Wiedervereinigung wollte ich sehen, was von der Gewaltherrschaft nach mehr als 40 Jahren übriggeblieben ist. Mein historisches Gedächtnis war mit Bildern einer traumhaften Stadt Dresden belegt. Mein Wiedersehen mit den Trümmern war erschütternd. Überall war der Tod noch sichtbar.

Dadurch wurde meine Idee geboren, den Menschen beim Wiederaufbau mit aller Kraft zu helfen.

Durch den ersten damaligen Intendanten der Semperoper, Prof. Christoph Albrecht, wurde ich auf eine unverzichtbare Stärkung des einmaligen kulturellen Schatzes der Oper angesprochen. Ich spürte mein Glück, der Semperoper langfristig helfen zu dürfen. Dadurch entstand die Gründung der Stiftung Semperoper.

Als weiteres Zeichen des Aufbruchs in eine neue Zeit und dem Ende der Plattenbauweise habe ich in Dresden-Laubegast einen Wohnpark mit über 700 Wohnungen gebaut und eine Zweigniederlassung meines Stuttgarter Unternehmens mit 60 Mitarbeitern eröffnet.

Grube: Die Stiftung hat in den vergangenen 31 Jahren ihres Bestehens der Semperoper beachtliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt.

Häussler: Das ist richtig! Durch die Leidenschaft unserer Kuratoriumsmitglieder konnten wir in den letzten 31 Jahren über 18. Mio. Euro der Semperoper zur Verfügung stellen. Dafür danke ich allen Spendern von Herzen. Ich möchte auch andere Menschen dafür begeistern, die Semperoper finanziell zu unterstützen. Das ist mir in den vergangenen 31 Jahren sehr gut gelungen.

Grube: Du machst dir also um die Zukunft der Stiftung keine Sorgen?

Häussler: Auf keinen Fall! Ich bin sehr stolz, dass wir den Generationswechsel in der Führung unserer Stiftung hervorragend organisiert haben und die Stiftung heute von einem hochmotivierten Team geführt wird.

Grube: Was ist dir für die nächsten Jahre in der Stiftung wichtig?

Häussler: Da gibt es eine Reihe von Punkten: Zunächst natürlich, dass unsere Stiftung weiterhin von dem heutigen Team geführt wird. Die ausgezeichnete Geschäftsführung ist offen für neue Persönlichkeiten, die Zugang haben zur Pflege eines Kulturgutes auf höchstem Niveau ­­– und zum Wohle der weltbekannten Semperoper beitragen wollen. Wir dürfen nicht vergessen: Alle Arbeiten werden ehrenamtlich erbracht. Im Übrigen, nach „lieben“ ist „helfen“ schließlich das schönste Wort der Welt. Außerdem ist es mir wichtig, dass wir weiterhin mit unserem wichtigen Partner Prof. Dr. Reinhold Würth und seiner Familie erfolgreich zusammenarbeiten.

Ich befürworte das Ziel unseres Stiftungsrates, jedes Jahr die Arbeit der Semperoper mit 1 Mio. Euro zu unterstützen. Das ist ein sehr ambitioniertes Ziel, aber nicht unrealistisch. Mein bzw. unser gemeinsames Ziel war, ist und wird es auch künftig sein, zu helfen.

Grube: Apropos helfen: Die Semperoper hat, wie alle Opernhäuser weltweit, drei schwierige Corona-Jahre hinter sich, mit teilweise totalem Stillstand. Die Auslastung der Opernhäuser ist ein großes Thema. Wie siehst du die Zukunft der Semperoper in Dresden?

Häussler: Da hast du leider Recht. Corona hat den Opernhäusern schwer zugesetzt und der Anlauf der Auslastung ist mit viel Arbeit verbunden. Aber du kennst ja mein Motto: "Erfolg ist kein Schicksal". Gerade um die Semperoper mache ich mir keine großen Sorgen –­ und das bestätigen bereits heute die Auslastungszahlen. Der Intendant Peter Theiler und sein kaufmännischer Geschäftsführer Wolfgang Rothe haben uns in der Stiftungsrats- und Kuratoriumssitzung berichtet, dass es wieder bergauf geht. 2019 hatte die Semperoper 348.000 Besucher, dann kamen die Corona-Jahre 2020 mit nur 91.000 Besuchern und 2021 mit nur 37.000 Besuchern. 2022 waren es dann schon wieder 211.000 Besucher. Und wenn wir uns die letzten Monate 2022 und das erste Quartal 2023 anschauen, dann ging die Auslastung von 80 % im November 2022 auf 89 % im Dezember 2022 und im Januar 2023 war die Auslastung sogar bei 100 % und im Februar und März 2023 bei 94 %. Du siehst, hier verzeichnet die Intendanz große Fortschritte. Zusammengefasst bin ich sehr zuversichtlich, was die Perspektive und den weiteren Erfolg dieses weltbekannten Opernhauses betrifft.

Grube: Dir liegt die Ausbildung von Künstlern zur Spitzenleistung in der Semperoper ganz besonders am Herzen.

Häussler: Das ist richtig! Es ist mir eine echte Herzensangelegenheit, dass wir mit der Stiftung auch die Ausbildung junger Künstler fördern. Zum Beispiel hat der Stiftungsrat gerade ein umfangreiches Ballettstipendium beschlossen.

Oder nimm meinen Stiftungspreis, der nicht aus den Spenden, sondern von mir persönlich mit 10.000 Euro plus dem "Phoenix" gespendet bzw. finanziert wird. Dieser Preis wird jährlich an den oder die besten Sänger:innen, Tänzer:innen, Musiker:innen und Dirigent:innen der Semperoper vergeben.

Grube: Lieber Rudi, beständig Kunst und Kultur von Weltrang darzubieten, wie es in der Semperoper täglich stattfindet, ist ohne Menschen wie dich nur schwer bis gar nicht möglich. Du bist unermüdlich dabei, neue Spender:innen zu akquirieren und das mit großem Erfolg.

Häussler: Da bin ich nicht allein, meine Frau Susann unterstützt mich sehr, aber auch die Führungsmannschaft unserer Stiftung ist hier vorbildlich. Wir sind nicht mehr weit entfernt davon, 100 Kuratorinnen und Kuratoren zu haben. Es ist uns zum Beispiel gemeinsam gelungen, 2022 das Spendenvolumen gegenüber 2021 nochmals um 40.000 Euro zu erhöhen und wir haben fast 700.000 Euro, das sind 100.000 Euro mehr als im Jahr zuvor, an die Semperoper gespendet. Das ist ein toller Erfolg, wofür ich mich bei allen sehr herzlich bedanke. Meinen Dank verbinde ich mit der großen Hoffnung und der Bitte, nicht mit dem Spenden aufzuhören, sondern weiter alles zu geben, damit wir Jahr für Jahr noch höhere Spendenbeiträge an die Semperoper weiterleiten können. Spenden macht glücklich!

Grube: Das ist doch ein sehr schönes Schlussplädoyer. Lieber Rudi, herzlichen Dank. Wir wünschen dir und deiner Frau weiterhin alles Gute! Bleib gesund und uns noch lange so engagiert erhalten!

Copyright: Klaus Gigga

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