Prof. John Neumeier im Interview
Stiftungsgespräch
Anlässlich des 200. Geburtstages des Sächsischen Staatsballetts der Semperoper in Dresden inszenierte der weltweit bekannte Ballett-Choreograf Prof. John Neumeier die Premiere des Balletts „Nijinsky“.
Ein begeistertes Publikum und Standing Ovations begleiteten die Premierenveranstaltung in der Semperoper, an der John Neumeier persönlich teilnahm. Unser Stiftungsratsvorsitzender Prof. Dr. Rüdiger Grube führte im Nachhinein mit Prof. John Neumeier „Das Stiftungsgespräch“.
Frage: Herr Prof. Neumeier, zunächst herzlichen Dank für die Bereitschaft zum Stiftungsgespräch der Semperoper. Was hat Sie bewogen, die Inszenierung Ihrer Choreografie „Nijinsky“ in der Semperoper aufzuführen?
Als Kinsun Chan auf mich zukam mit dem Wunsch, eines meiner Ballette als seine erste Premiere auf der Bühne der Semperoper zu präsentieren, dachte ich es gäbe als erste Zusammenarbeit kein bedeutsameres Werk als „Nijinsky“. Eine neue Ära mit verbundener Geschichte anzufangen – sowohl Nijinskys wie meiner eigenen in Dresden – schien mir richtig.
Frage: Sie haben erstmals mit dem neu aufgestellten Ballett-Ensemble des Ballettdirektors Kinsun Chan eine Ballettchoreografie einstudiert. Können Sie uns etwas über die Performance des Semperoper Balletts sagen?
Es ist immer sehr spannend mit neuen Tänzern ein Werk einzustudieren. Ich versuche stets zu den nötigen physischen und technischen Herausforderungen das aus dem Menschen herauszuholen, was für das Werk, für die Rolle den Unterschied machen wird. Ich sage immer, dass Tanz die lebendige Form der Emotion ist. Die Offenheit, Bereitschaft und Hingabe des Dresdner Ensembles war spürbar. Dafür bin ich sehr dankbar.
Frage: Sie sind nicht das erste Mal an der Semperoper in Dresden zu Gast. Welche Choreografien haben Sie bereits vor „Nijinsky“ an der Semperoper inszeniert?
Das stimmt! Zwischen 1991 und 2003, während Christoph Albrechts Intendanz, wurden sieben meiner Werke an der Semperoper aufgenommen. Ich habe in Dresden sogar „Der Nachmittag eines Fauns“ kreiert. Nach der Premiere von „Ein Sommernachtstraum“ in 2002 wurde ich mit dem Saeculum Musik-Festspiel-Preis ausgezeichnet und im Jahr 2003 wurde ich Ehrenmitglied der Semperoper. Leider wurden in den letzten 20 Jahren so wichtige Inszenierungen wie „Der Nussknacker“, „Illusionen – wie Schwanensee“, „Ein Sommernachtstraum“, „Wie es Euch Gefällt“ nicht weiter gespielt. Meine persönliche Beziehung zur Semperoper blieb aber glücklicherweise bestehen. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit Kinsun Chan und dem Ballett der Semperoper.
Frage: Für über 50 Jahre waren Sie Ballettdirektor an der Staatsoper in Hamburg. Wir sind sehr stolz, mit der Stiftung der Staatsoper in Hamburg und unserer Stiftung Semperoper eine Stiftungspartnerschaft etabliert zu haben. Was halten Sie von derartigen Partnerschaften zwischen den führenden Staatsopern?
Ich denke ebenfalls, dass Dresden und Hamburg auf diese Stiftungspartnerschaft stolz sein können. Es ist eine wunderbare Sache, Kultur zu fördern und dafür Brücken zu bauen. Eine Partnerschaft ermöglicht natürlich auch ein größeres Spektrum an Optionen – seien es finanzielle oder künstlerische.
Frage: Das „Nijinsky“-Ballett hat für Sie eine ganz besondere Bedeutung. Können Sie uns erzählen, warum Ihnen diese Choreografie besonders am Herzen liegt?
Ich kann es versuchen. Wieviel Platz haben wir?
Frage: Seit vielen Jahren zählen Sie zu den bekanntesten und weltweit erfolgreichsten Choreografen. Was liegt Ihnen besonders am Herzen, was möchte ein so erfolgreicher Choreograf wie Sie erreichen? Gibt es noch besondere Ziele in Ihrem Leben?
Ich bin bis jetzt nie stehen geblieben, ich habe mich auch als Mensch hoffentlich weiterentwickelt. Jede Neueinstudierung meiner Choreografien ist ein bisschen anders – und ich will es jedes Mal besser machen.
Ein besonderes Ziel ist eine Welttournee des Bundesjugendballett mit dem Stück „Die Unsichtbaren“. Es ist mir wichtig, dass junge Menschen verstehen, dass es eine Zeit gab, in der persönliche Freiheiten, die man heute als selbstverständlich kennt, eingeschränkt waren. Es gibt also noch viel zu tun!
Lieber Herr Prof. John Neumeier, ich bedanke mich recht herzlich für unser Gespräch und freue mich auf noch viele Choreografien von Ihnen. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg!
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©Hamburg Ballett
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Prof. Dr. Rüdiger Grube (rechts) im Gespräch mit Prof. John Neumeier (links)